Dieser Reisebericht nimmt Dich mit zu unserem Landgang auf Deception Island: Erkunde mit uns die Whalers Bay und ihre historischen Gebäude. Genieße die Gegenwart von Seebären und Eselspinguinen. Erlebe wie ein Wetterumschwung die Küste in nur wenigen Minuten verzaubert. Deception Island gehört zu den Süd-Shetland-Inseln und politisch zur Antarktis. Die subantarktische Insel wird von Kreuzfahrtschiffen auf Antarktis-Reise angefahren und bietet mehrere Sehenswürdigkeiten.
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Besuch der Whalers Bay von Deception Island
Persönlicher Erfahrungsbericht:
Die Whalers Bay von Deception Island wird von den Gästen der Sea Spirit sehr unterschiedlich wahrgenommen. Die Aussagen variieren von „Was soll ich denn hier?“ über „Das muss man auch mal gesehen haben.“ bis hin zu „Fantastische Fotomotive.“ Die Rede ist von den rostigen Überresten der ehemaligen Walfangstation und den verfallenen Gebäuden aus der bewegten Geschichte dieser Süd-Shetland-Insel. Doch am Ende des Tages sind wir uns alle einig: Dank Mutter Natur war der Ausflug ein voller Erfolg.
Robbenjagd, Waljagd und die Verarbeitung von Walen in der südlichsten Tran-Kocherei der Welt prägten Deception Island in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Eine traurige Vergangenheit. Während des 2. Weltkrieges zerstörten die Briten dann alle Einrichtungen, aus Angst sie könnten den Deutschen in die Hände fallen. Ratlos stehen wir einen Moment vor den Trümmern der Zeit, starren die riesigen rostroten Tanks an und haben schaurige Bilder im Kopf.
Dann tun wir das einzig Logische: Wir stürzen uns in ein Fotoshooting mit zuckersüßen Antarktischen Seebären.
Die schönen Tiere sind auch unter dem Namen Pelzrobbe bekannt und wurden in den dunklen Jahren von Deception Island fast ausgerottet. Doch zum Glück sind sie zurückgekehrt, haben sich erfolgreich vermehrt und Ihren Lebensraum inzwischen zurückerobert. Sie scheinen zu wissen, dass sie nichts mehr von Menschen zu fürchten haben und bleiben trotz unserer Anwesenheit vollkommen gelassen. Auch wir entspannen und genießen die schöne Aussicht und die Gesellschaft der drolligen Seebären.
Sie liegen überall. Am Strand. Im Moos. Sogar zwischen den Tanks. Männchen und Weibchen. Adulte und Jungtiere. Wie schön, dass dies heute wieder ihre Insel ist. Ein Mitglied des Expeditionsteams macht uns nochmal auf das Moos aufmerksam. Immerhin sind wir in der Antarktis und für diese Gegend sind Moose eine äußerst üppige Vegetation, der man durchaus ein wenig Beachtung schenken sollte.
Dann streunen wir am Strand entlang und erkunden die verfallenen Gebäude. Ein wenig Geschichte kann ja nicht schaden. Auf unserer Reise durch die Vergangenheit umkreisen wir rostige Tanks, werfen einen Blick in windschiefe Fenster, finden alte Gräber und die verschütteten Überreste eines Traktors im Sand. Betreten darf man die Ruinen nicht. Es herrscht akute Einsturzgefahr.
Am besten gefällt mir der Traktor. Es ist beeindruckend, welche Bodenmassen sich bewegt haben müssen, um das Gefährt so tief einsinken zu lassen. Eine Raubmöwe neben Holz und rostigen Nägeln stimmt mich dann aber doch wieder nachdenklich. Es wäre sinnvoll hier aufzuräumen. Nur schade, dass genau das verboten ist.
Einer der Passagiere ist begeisterter Fan von Verlorenen Orten. Die Whalers Bay von Deception Island ist ein Lost Place erster Güte und folglich ist er ist ganz bei der Sache und stellt tausend Fragen zu den Gebäuden. Das Wohnhaus der Walfangstation wurde von den Briten zu einer Forschungsstation umgebaut, erzählt das Expeditionsteam gerade. Aus dieser Zeit stammt auch der Flugzeughangar. Nein, das Flugzeug ist nicht mehr da. Das wurde inzwischen abtransportiert. Großbritannien, Argentinien und Chile hatten hier Stationen und haben Ansprüche auf die Insel erhoben. Zwei Vulkanausbrüche setzten dem Streit ein Ende und die Insel wurde evakuiert. Der Friedhof ist damals auch verschüttet worden. „Und heute?“ Heute fällt Deception Island unter den Antarktisvertrag. Die politischen Ansprüche der Staaten ruhen und die Reste der Walfangstation sind als Heritage Site geschützt.
Genug Geschichte für heute. Uns zieht es zurück zu den tierischen Bewohnern der Insel. Zu unserer großen Freude entdecken wir zwei Eselspinguine. Geduldig stehen sie uns Modell und watscheln eifrig zwischen den Seebären hin und her.
Dann ändert sich urplötzlich die Witterung und die Natur verwandelt unseren Ausflug in etwas ganz Besonderes:
Zuerst zieht Nebel auf und ändert schlagartig die Stimmung. Irgendwie wirken die Berge größer als zuvor. Winzige Hütten, vulkanisches Land, ein mächtiger Felshang und darüber türmt sich alles verschlingender Nebel. Die Szenerie wird mystisch, die Natur ist präsent und das tiefe Grau verstärkt die Schattierung des Gesteins zu leuchtenden Farben.
Dann beginnt es zu Regnen. Ganz plötzlich, wie auf ein geheimes Kommando. Feiner Schneeregen prasselt auf den schwarzen Strand. Der dunkle Sand scheint noch etwas dunkler zu werden, noch etwas steiniger und noch kontrastreicher. In der Ferne dagegen verwischen die Konturen, die Wolken senken sich und die Welt verschwimmt.
Schließlich verfestigt sich der Regen zu Schnee. Und vor unseren Augen verwandelt sich die Küste von Deception Island in ein neues Märchenland. Zart zieht der Maler der Lüfte die Linien des Gebirges nach. Jede einzelne Kontur. Wie bei einer Bleistiftzeichnung. Und als sein Kunstwerk vollendet ist, hört auch der Schneefall augenblicklich wieder auf.
Fasziniert beobachten wir, wie sich die Welt um uns herum verändert. Wie eine perfekte Theaterinszenierung, nur eben live. In nur wenigen Minuten sind alle Berge und Hügel an der Küste in ein neues weißes Kleid verhüllt. Es sieht wunderschön aus. Auch hier, an einem Verlorenen Ort wie diesem, hat die Natur für uns ein Meisterwerk geschaffen.
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Zum vollständigen Deception Island Reisebericht inklusive Fahrt in die Caldera
Direkt zum Reisebericht über die Wanderung in der Telefon Bay von Deception Island
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Poseidon Expeditions (1999-2022), Homepage von Poseidon Expeditions. Reisen in die Antarktis [online] Abgerufen am 04.05.2022, von URL: https://poseidonexpeditions.de/antarktis/